"Corona hat das Team zusammengeschweißt"

Das sagt Semir Tahirovic, Pflegeazubi bei der Vereinten Martin Luther Stiftung in Hanau. Im Video berichtet er von den Herausforderungen während der Pandemie, was er in der Ausbildung lernt und warum er sich für eine Pflegeausbildung entschieden hat.

"Wir halten den Laden am Laufen"

Das sagt Jasmin Langhans über ihre Pflegeausbildung bei der Diakoniestation Kassel-West. Sie ist im 3. Lehrjahr und hat mit uns darüber gesprochen, wie sich ihr Berufsalltag durch Corona geändert hat und welche Herausforderungen die aktuelle Situation mit sich bringt. Für sie steht fest: "Pflege ist definitiv der richtige Beruf für mich."

Julien vom Evangelischen Altenhilfezentrum Haus Elisabeth in Kirchhain steht zu 100% zu seiner Entscheidung, eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren: "Gerade durch Corona ist mir erst klargeworden, wie sehr ich bei der Berufsauswahl richtiglag."

Im Interview erzählt er von seinem Pflegealltag in Zeiten von Corona .

Lieber Julien, wie hat sich der Pflegealltag seit der Pandemie geändert?

Logischerweise ist seit Covid-19 alles nicht mehr so, wie es einmal war. Aber trotz der aktuellen Lage gibt das gesamte Haus alles, um den Alltag so gut wie möglich zu gestalten.

Im Fernsehen wurde von den Anstrengungen für Pflegekräfte berichtet. Wie erlebst du die besonderen Herausforderungen in Zeiten von Corona?

Es ist natürlich eine Umstellung für uns, den ganzen Vorschriften nachzugehen. Das heißt aber auf gar keinen Fall, dass es nicht möglich ist, mit Herzblut bei der Sache zu sein. Und wir schaffen es trotz Corona, den Bewohner*innen und Patient*innen das zu bieten, was sie sich nach einem langen Leben verdient haben.

Wie fühlt es sich an, plötzlich einer „systemrelevanten Berufsgruppe“ anzugehören?

Schließlich ist es genau das, was ich mir von meinem späteren Berufsleben erhofft habe. Einen Beruf, in dem Pflichtbewusstsein, Verantwortung, Flexibilität und noch vieles mehr eine große Rolle spielt. Diese Vorstellung von meinem zukünftigen Berufsleben hat sich nun bewahrheitet.

Die Pflegeschulen hatten für einige Zeit geschlossen, an normalen Unterricht war nicht zu denken. Wie bereitest du dich auf deine Prüfungen vor?

Allein die Vorstellung zu wissen, dass man sich den größten Teil selbst erarbeiten muss, gab mir schon ein mulmiges Gefühl. Das wird mich aber nicht daran hindern, mich bestmöglich auf die Prüfung vorzubereiten und mir das Wissen, das mir noch fehlt, aus zuverlässigen Quellen anzueignen.

Hand auf´s Herz: Hat dich Corona auch mal zweifeln lassen, ob Pflege der richtige Beruf für dich ist?

Nein! Ganz und gar nicht. Gerade durch Corona ist mir erst klargeworden, wie sehr ich bei der Berufsauswahl richtiglag. Meine Intention war und ist es, in genau solchen Fällen wie Covid-19 abrufbar zu sein und zu zeigen, dass nichts und niemand mich daran hindern kann, dem nach zu gehen, was ich liebe und wofür ich stehe. Es ist mir wichtig, stets eine Hilfe für Bewohner*innen und Patient*innen zu sein. Ihnen zu zeigen, dass jemand für sie da ist.

"Ich hatte noch nie Zweifel ..."

"... dass Pflege mein richtiger Beruf ist." Das sagt Celine Müller, Auszubildende der DiaCom Altenhilfe in Eschwege. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kimberly Dreiseitel berichtet Sie im Video über die derzeitigen Herausforderungen.

Corona hin oder her, da sind sich beide einig: Pflege ist und bleibt der Beruf ihrer Wahl!

Corona stellt den Pflegebereich vor besondere Herausforderungen. Die Arbeit mit Risikogruppen, umfangreiche Schutz- und Hygienemaßnahmen sowie eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten für pflegebedürftige Menschen gehören derzeit zum Alltag. Was heißt das für die Pflegeausbildung?

Wir haben mit dem Koordinator der zentralen Ausbildung Sascha Lippert aus der Vereinten Martin Luther + Althanauer Hospital Stiftung Hanau über seinen Alltag in Zeiten von Corona gesprochen.

Lieber Herr Lippert, Inwiefern hat sich die Pflegeausbildung in Ihrer Einrichtung durch Corona verändert?

Durch die vorübergehende Schließung unserer Pflegeakademie kehrten unsere Schüler*innen zunächst zu ihren praktischen Trägern der Ausbildung zurück. Das heißt, in kürzester Zeit musste die gesamte Einsatzplanung überdacht und angepasst werden. Mit dem Beginn des Besuchsverbots für Angehörige in den Pflegeeinrichtungen änderte sich natürlich auch für unsere Auszubildenden der Alltag auf den Wohnbereichen und Wohngruppen. Als Team galt es von nun an, neben der Pflege im besonderen Maße für unsere Bewohner*innen als Gesprächspartner und vertraute Person da zu sein und trotz des Besuchsverbots möglichst viele schöne Momente im Alltag zu ermöglichen.

Was ist derzeit Ihre wichtigste Aufgabe als Praxisanleitung?

Für die Schüler*innen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, mit ihnen über die neue Situation zu sprechen und sie aufzuklären. Zudem mussten wir schnellst möglich unter den strengen Auflagen der neuen Hygienevorschriften eine Möglichkeit finden, die Schüler*innen in der einjährigen Ausbildung für ihr Examen vorzubereiten. Trotz der momentanen Situation haben alle bestanden. Einfach schön! 

Im Fernsehen wurde von den Anstrengungen für Pflegekräfte berichtet. Wie erleben Sie die besonderen Herausforderungen für Auszubildende in Zeiten von Corona?

Die neue Situation im Umgang mit dem Virus war eine psychische Belastung. Aber unserer Schüler*innen haben viel Wertschätzung von ihrem Umfeld erfahren. Das hat sie verdientermaßen Stolz gemacht und sie zusätzlich motiviert. Dazu beigetragen haben viele selbstgemalte Bilder von Kindern, liebevolle Briefe von Angehörigen und kleine Aufmerksamkeit von zahlreichen Unternehmen aus der Region. Des Weiteren freuen sich unsere Schüler*innen sehr darüber, dass die Pflege durch die Krise mehr Wertschätzung erfährt und auch im Freundeskreis das notwendige Ansehen erhält. Viele Auszubildende sind in der momentanen Situation besonders stolz darauf, ein Teil ihres Teams zu sein und für die Bewohner*innen da zu sein. 

Was tun Sie in Ihrer Einrichtung, um Azubis vor einer möglichen Ansteckung zu schützen?

Alles, was in unserer Möglichkeit steht. Die Abzubildenden werden von unserem Corona-Krisenstab nahezu täglich über unser Intranet über Neuigkeiten informiert. Neben zahlreichen Hygieneschulungen wurde zudem das Rotationsverfahren im Rahmen der Außeneinsätze vorübergehend ausgesetzt. Das heißt, die Schüler*innen sind einer festen Einrichtung zugeordnet. Dank der Unterstützung vieler Kooperationspartner und Unternehmen aus der Region konnten wir unsere Schüler*innen von Anfang an mit ausreichend Schutzkleidung und Desinfektionsmittel ausstatten.

Was möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die noch etwas unentschlossen sind, ob Pflege der richtige Beruf für sie ist?

Auch in der momentanen Situation zeigt sich, dass kaum ein anderer Beruf so wichtig und wertvoll für unser Gesundheitssystem und die Bevölkerung ist. Jeder Tag in der Ausbildung bietet die Möglichkeit, für andere Menschen da zu sein, ihnen zu helfen und etwas Gutes zu tun. Die letzten Wochen und die damit verbundenen Besuchsverbote in Pflegeeinrichtungen zeigten zudem, welch eine unverzichtbare Rolle Auszubildende im Gesundheitssystem einnehmen. Ihre tägliche Anwesenheit sorgte bei den Bewohner*innen für ein Lächeln und lenkte sie für einen Moment vom „Cornoa-Alltag“ ab. Nicht umsonst werden die Auszubildenden derzeit neben Hulk, Spiderman und Ironman als die neuen Helden bezeichnet. Werden auch Sie ein Held!

Ihr seid da!

Neben den vielen Pflegefachkräften in Krankenhäusern, Altenpflegeheimen und ambulanten Diensten leisten auch die Pflegeauszubildenden gerade Unglaubliches.

Wir haben Lars Ruppel und Livia Warch gebeten ein Gedicht zu schreiben, in dem zum Ausdruck kommt, wie „systemrelevant“ Pflegende für unser Gemeinwesen sind. Es trägt den Titel "Ihr seid da". Und dieses Gedicht haben wir nun verfilmt, weil Bilder bekanntlich eindrücklicher sind, als Worte allein.

... und wie wirkt sich Corona auf die Pflegeschulen aus?

Christina Lademann, Schulleiterin der Pflegeakademie der Vereinten Martin Luther + Althanauer Hospital Stiftung Hanau, erklärt, welche Auswirkungen Corona auf die Pflegeausbildung hat.

Frau Lademann, wie sieht der Alltag in Pflegeschulen zu Corona-Zeiten aus? Was hat sich seit der Pandemie verändert?

Als die Pandemie sich Anfang März 2020 abgezeichnet hat, haben wir eine Unterrichtseinheit für alle Kurse zum Thema COVID-19 durchgeführt. Ab 13.3.2020 mussten wir die Schule dann schließen, die Schüler*innen gingen in die Praxiseinrichtungen. Schnell haben wir Lernpakete für die verschiedenen Kurse zusammengestellt, um die theoretischen Inhalte in alternativen Lernformen sinnvoll zu vermitteln. Das läuft sehr gut, wenn auch den Schüler*innen natürlich die persönliche Begleitung der Lehrer*innen und der Austausch im Team fehlt.

Die Abschlussklassen haben nun ab Mai wieder Präsenzunterricht. Wir unterrichten in Kleingruppen, mit doppeltem Lehrpersonal und strengen Hygienevorschriften. Die Kurse im 1. und 2. Ausbildungsjahr werden weiterhin mit Lernpaketen versorgt. Diese werden von uns erstellt, den Schülern zugeschickt und die Schüler werden telefonisch begleitet und beraten. Sie geben quasi Hausarbeiten ab, die dann von uns korrigiert werden.

Wie finden derzeit die Prüfungen der Auszubildenden statt?

Wir konnten die letzten Prüfungen im März und April unter strengen hygienischen Auflagen durchführen. Abstandshaltung, Mundschutz und gründliche Händedesinfektion waren natürlich ebenso Thema, wie die persönliche Betreuung vor und nach der mündlichen Prüfung. Alle Schüler*innen haben diese Ausnahmesituation gut gemeistert.

Wie gehen die Azubis mit der aktuellen Situation um?

In allen Bereichen sind die Auswirkungen der Corona-Krise spürbar und besonders Pflegekräfte erleben diese Zeit als sehr belastend. Der Fokus in den Pflegeeinrichtungen liegt aktuell nicht auf der praktischen Ausbildung, sondern auf Funktionsfähigkeit und Aufrechterhaltung der Pflege. Das belastet die Schüler natürlich und verdient großen Respekt. Wir versuchen sie bestmöglich zu unterstützen.

Was tun die Einrichtungen, um Azubis vor einer möglichen Ansteckung zu schützen?

Nicht nur in der Pflege kann man sich anstecken, sondern auch beim Kontakt außerhalb des Berufes. Inzwischen gibt es in der Pflege weitgehend ausreichend Schutzmasken, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Pflegekräfte sind im Umgang mit anderen Infektionserkrankungen geschult und wissen gut, wie man sich schützen kann. In den meisten Einrichtungen gibt es Corona-Arbeitsgruppen, die sich mit den aktuellen Empfehlungen zum Infektionsschutz beschäftigen und diese umsetzen. Ich finde es besonders bemerkenswert, dass sich Schüler diesen Herausforderungen stellen und Menschen mit Corona pflegen.

Hat sich das Interesse an einer Pflegeausbildung seit der Pandemie verändert?

Wir stellen keinen Rückgang der Bewerberzahlen fest und das freut uns als Pflegeschule sehr! Vielleicht liegt das auch daran, dass unserer Gesellschaft die „Systemrelevanz“ der Berufe im Gesundheitswesen jetzt in der Krise doch stärker bewusstgeworden ist. Vielleicht schaffen wir es, eine nachhaltige Aufwertung der Pflegeberufe zu bewirken, denn was Pflegekräfte in der Corona-Krise leisten, ist groß.

Gabi Brauhardt, Ausbildungsbeauftragte der Evangelischen Altenhilfe Gesundbrunnen in Hofgeismar, berichtet über ihren Alltag in Zeiten von Corona.

Liebe Frau Brauhardt, inwiefern hat sich die Pflegeausbildung in Ihrer Einrichtung durch Corona verändert?

Der Standort Hofgeismar ist von Corona noch nicht betroffen. So konnten die Praxiseinsätze wie geplant in den Einrichtungen stattfinden und die Aufgabenbereiche haben sich nicht verändert. Nur der theoretische Unterricht findet zu Hause statt. Die Pflegeschule stellt den Auszubildenden Aufgaben zur Verfügung, die dann schriftl. beantwortet und von der Pflegeschule ausgewertet werden.

Was ist derzeit Ihre wichtigste Aufgabe als Praxisanleitung?

Trotz Corona den Alltag der Auszubildenden so normal wie möglich zu organisieren und bei Prüfungsvorbereitungen für das Examen bzw. Zwischenexamen zu unterstützen. Gerade weil die prakt. Prüfungen aufgrund von Kontaktverbot im Demoraum der Pflegeschule stattfinden sollen. Das bringt doch Unsicherheiten mit sich.

Im Fernsehen wurde von den Anstrengungen für Pflegekräfte berichtet. Wie erleben Sie die besonderen Herausforderungen für Auszubildende in Zeiten von Corona?

Die größte Herausforderung für die Auszubildenden ist die Ungewissheit, hat der Bewohner (z.B. wenn er hustet oder niest) den Corona-Virus oder nicht. Diese Ungewissheit ist belastend. Leider streitet man sich im Hintergrund über die Finanzierung der Tests, statt an alle zu denken, die an der Pflege beteiligt sind, natürlich auch Bewohner*innen und deren Angehörigen. Zusätzlich ist durch die Maskenpflicht die Versorgung der Bewohner*innen erschwert, denn man ist schneller außer Atem.

Was tun Sie in Ihrer Einrichtung, um Azubis vor einer möglichen Ansteckung zu schützen?

Unser Krisenstab stellt das Grundgerüst zur Verfügung in Form von angepassten Hygiene- und Schutzkonzepten, Desinfektionsplänen, Informationen zu verschiedenen Arten und zur Nutzung von Schutzmasken, mit Hinweisen zum Tragen und hygienischem Aufsetzen/Abnehmen, Besuchsregeln usw. Diese liegen in den Dienstzimmern aus und werden kommuniziert. Zusätzlich wird ausreichend Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt. Wenn die Auszubildenden an ihre Belastungsgrenze kommen, wird versucht Entlastung durch einen zusätzlichen freien Tag zu schaffen. Sehr oft hilft aber auch schon ein offenes Ohr und ein Gespräch.

Was möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die noch etwas unentschlossen sind, ob Pflege der richtige Beruf für sie ist?

Traut Euch! Es ist ein Beruf, der so vielseitig, verantwortungsvoll, anspruchsvoll, kompetenzfördernd ist und im Anschluss viele Karrieremöglichkeiten bietet. Dieser Beruf kann und wird deinen Horizont erweitern.